Ankunft Chicago

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Wir erreichten Chicago nach einem super schönen Flug, mit herrlicher Sicht auf Grönlands Schneeberge und auf die Great Lakes.

Simon und Hanna spielten an den Bildschirmen der Vordersitze rum und hatten die Qual der Wahl bei einem Angebot von über 100 Filmen. Irre.

Doch dann bei der Ankunft kam es dicke.

Betritt man heutzutage Glücks taumelnd und frohgemut ob der guten Ankunft den Boden der USA, erfolgt zunächst eine totale Häutung des Selbst: die Immigration-Prozedur. Entkleidet aller Illusionen und Schwärmereien über die netten Amis sieht man sich bärbeißigen Beamten gegenüber, die einen auf Foto, Fingerabdrücke, Passnummer, Woher, Wohin und Warum reduzieren. Entblößt steht man da und möchte sich am liebsten kleinlaut dafür entschuldigen, dieses Land betreten zu haben und inständig hofft man, dass nichts gefunden werde, was die Einreise verhindern könnte. Hier an den Immigationschaltern entscheidet sich das Schicksal Amerikas und hier fühlen die „officer“ das hehre Sendungsbewußtsein, ihr Land vor  „dem Bösen“ zu bewahren.

Wir standen an einer etwa 1 km langen Immigration-Schlange an und sorgten uns um den Anschlussflug nach Las Vegas, der 2 Std. später starten sollte. Wir fühlten uns schon ziemlich müde, denn in D waren wir Nachts um halb vier aufgestanden und nun war es für uns bereits abends 20:00 Uhr.

Nichts ging. Millimeter um Millimeter schob sich die Menge vorwärts. Wir würden den Anschlussflug verpassen, ganz klar. Die Beamten interessierte es überhaupt nicht, dass vermutlich alle Reisenden ihre Flüge verpassen würden, sie schlossen auch noch drei Schalter! Natürlich verpassten wir unseren Flug, wurden aber von der Airline auf einen späteren Flug am selben Nachmittag vertröstet, mit der Hoffnung auf Stand-By. Also machten wir uns auf zu dem besagten Gate (Zug und ca. 3 km marschieren) und warteten weitere 2 Std. Die Kinder waren noch erstaunlich fit, nun war es für uns bereits Mitternacht.

Doch unsere Hoffnungen wurden enttäuscht, wir bekamen keine Plätze und dann machte sich Resignation und Müdigkeit breit.

Draußen regnete es in Strömen, grau in grau, der Flughafen war ein voller, summender Bienenkasten, überall hupte und brauste es…. kein guter Anfang und keine guter erster Eindruck von Amerika. Wir legten uns auf die Bänke, die Augen fielen uns zu.

Der letzte Flug des Tages nach Las Vegas sollte um 8:15 pm gehen, unsere letzte Hoffnung. Hanna konnte und wollte nicht schlafen, sie schnappte sich ihr Portemonnaie und rief mir zu: „Ich gehe Popkorn kaufen!“ Sie sprang auf eines dieser km langen Laufbänder und weg war sie. Mein Herz blieb fast stehen, ich sah sie noch von hinten zwischen dicken Bäuchen verschwinden. Ich konnte nicht weg, Richard und Simon schliefen und ich hatte Wache über das Gepäck. Sie kam kurz darauf wieder mit salzigem Popkorn. Und verschwand gleich wieder um Äpfel, Bananen und Mangosaft zu kaufen.

Und dann mussten wir noch einmal das Gate wechseln, alles wieder zurück, denn der Abendflug ging natürlich vom anderen Ende des Flughafens. Aber –  es klappte und wir flogen mit. Nach insgesamt 10 Std. auf dem Flughafen Chicago waren wir endlich wieder unterwegs.

Es wurde ein schrecklicher 4 Std. Flug nach Las Vegas, mit Wach-Schlafen, Kribbeln in den Beinen, Kopfschmerzen und Nicht-Mehr-Sitzen-Können. Besonders Simon litt, u.a auch unter einem schrecklich langweiligen Film, der auf einem Bildschirm direkt vor seinem Sitz ablief und auch die Klima-Anlage nervte ihn. Doch er ertrug es geduldig, aber man hatte das leise Gefühl, dass er sich fragte, ob Amerika wirklich so toll sei und was denn nun noch alles kommen würde.

Bei der Ankunft in Las Vegas wurden wir hellwach, als uns die Slot Machines in der Flughafenhalle anblinkten. Es war nun 00:30 Uhr Ortszeit und für uns 8:30 Uhr morgens.

Wir fuhren ins Hotel, erschöpft wie noch nie. Wir öffneten unser Hotelzimmer und erschraken: es war ein heilloses Durcheinander, die Matratzen aus den Betten heraus genommen, der Boden voller Schmutz. Nun reichte es langsam. Wieder aus dem 6. Stock runter zur Rezeption, neues Zimmer zugewiesen bekommen, hoch in den 7. Stock gefahren und festgestellt, dass das neue Zimmer zwar ok, aber total unterkühlt war und die Klimaanlage mit maximaler Stärke dröhnend eisige Luft genau auf die Betten blies. SO konnten wir mit Sicherheit nur eines: uns allesamt den Erkältungstod holen. Regeln konnten wir das Ding nicht. Also riefen wir bei der Rezeption an, ein Techniker kam und riss einfach kurzerhand die ganze Steuerung aus der Halterung heraus. Aha.

Seit etwa 30 Stunden hatten wir kein Bett mehr gesehen und fielen in einen komatösen Schlaf.

Ach, ja, wir registrierten noch den wunderbar warmen Wind draußen, herrlich.

12 Gedanken zu “Ankunft Chicago

  1. I know exactly how that feels !!! I once got stuck in Chicago airport for three days, because they made me miss the connecting flight. And that was back in the days before they started terrorist hunting.

      • Actually, I spent the nights in a hotel with a charming British businessman, whose name I never asked for (that sounds much worse than it was … ha ha ha … twin beds!). The problem was that the credit card did not work in any of the money machines so I had no cash. And the card was not in my name, so I couldn’t sign for anything. So this complete stranger helped me while we both waited for a free seat on the flight home.

        It was actually September 11th when I arrived there :-) But the wrong year …

        • Wow, that travelling salesman was definitely brave. 😉 – Same experience today. I tried two ATM’s always getting „Insufficient funds“ and no money. We live on our kids savings now. Fortunately, my MC works – and is on my name.

  2. ach ja… ich kann hanna vor mir sehen… wie sie losgeht und sich popkorn holt 😀

    ich wünsch euch viele weitere abenteuer – vielleicht nicht solche… aber andere :)

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